Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

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  • Panorama Kontor
    Free-Member
    • 18.09.2010
    • 2822

    #1

    Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

    Liebe Forenmitglieder,

    es gibt wohl kaum jemanden, den die Bilder im Fernsehen und im Internet über das Erdbeben, den Tsunami sowie die zunehmenden Auswirkungen der zerstörten Atomreaktoren nicht tief berühren. Das daraus entstandene Leid, welches hierdurch über die japanische Bevölkerung gebracht wurde, ist unvorstellbar und aus der sicheren Entfernung hier in Deutschland wohl nicht zu ermessen.

    Wie viele hier, so nutze auch ich eine Canon Kamera, habe z.B. einen Samsung Plasma-Fernseher, Sony Monitore an meinem Computer und einen Sharp Kopierer in meinem Büro.

    Ob man nun mit einer Canon Kamera fotografiert oder aber mit Nikon, Sony, Pentax, Panasonic, etc. spielt keine Rolle. Wer wie ich, sein Hobby intensiv ausübt, der entwickelt eine Leidenschaft für seine Kamera und die Marke.

    Hinter all diesen japanischen Produkten stecken Menschen, die in Fabriken diese Produkte entwickeln und diese herstellen. Viele von diesen Menschen werden durch die Katastrophe, welche sich vor nur wenigen Tagen ereignet hat, alles verloren haben. Ihr Haus, ihren gesamten Besitz sowie Freunde und Familienangehörige oder aber sogar das eigene Leben.

    Nur etwa 17% der Japaner verfügen über Versicherungen die den entstandenen, materiellen Schaden vielleicht würden ausgleichen können. Aus meinen vielen Reisen nach Asien weiß ich, dass gerade Buddhisten gar nicht verichert sind, da dies dem Glauben nach Unglück bringt bzw. dieses anziehen.

    Ich persönlich halte nicht viel von Spendenaufrufen der großen Organisationen, wie z.B. des DRK welche einen gigantischen Verwaltungsapparat unterhalten und hier schon ein Großteil der Spenden verbraucht wird. Da die Verteilung von Spenden nach dem „Gießkannen-Prinzip“ meiner Meinung nach ebenfalls wenig hilfreich ist, habe ich mich gefragt, wie eine privat initiierte Spendenaktion hilfreich sein könnte. Die finanziellen Möglichkeiten der meisten von uns sind vermutlich, wie meine eigenen, recht begrenzt. Doch in der Masse der Spender liegt wie immer, der Schlüssel zum Erfolg einer Aktion.

    Die Einrichtung eines Spendenkontos ist in Deutschland nicht einfach möglich, da hierzu zunächst ein gemeinnütziger Verein gegründet werden müsste und einige juristische und formelle Hürden zu bewältigen wären.

    Angenommen, wir konzentrieren uns mit einer Spendenaktion nur auf die betroffenen Mitarbeiter der beiden größten Kamerahersteller Canon und Nikon, so hätten wir schon einmal eine Konzentration der Hilfsmittel auf eine bestimmte Gruppe.

    Ferner angenommen, wir verbreiten einen Spendenaufruf in den deutschen Fotografen Foren, Blogs, und Facebook-Profilen, so hätten wir bereits ein beachtliches Podium.

    Da sollte doch schon zumindest etwas zusammen kommen und ein wenig helfen können!

    Ich würde gerne Eure Meinung zu den Erfolgsaussichten einer solchen Aktion erfahren und bin über konstruktive Vorschläge insbesondere in Bezug auf ein Spendenkonto, welches nicht besteuert wird und die Verbreitung eines Aufrufs dankbar.

    Gruß,
    Andreas


    PS: Ich bitte darum, in diesem Thread von Diskussionen abseits des von mir vorgegebenen Themas, Abstand zu nehmen. Pros und Cons zu Atomkraft gehören z.B. nicht hier her!
  • Jens Flachmann
    Free-Member
    • 13.08.2004
    • 204

    #2
    AW: Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

    Ich habe mich entschlossen, über die Deutsch-Japanische Gesellschaft in meiner Heimatstadt Bielefeld und zusätzlich über das DRK zu spenden. Deine pauschale Kritik an den großen Organisationen teile ich so nicht. Das man auch dort Dinge besser machen kann, ist sicher richtig, aber auf wen oder welche Organisation trifft das nicht zu?

    Würde es solche (großen) Organisationen nicht geben, wären kurzfristige Hilfen in akuten Katastrophenfällen praktisch nicht möglich. Das trifft natürlich in erster Linien für Entwicklungs- und Schwellenländer zu, aber selbst in Japan nimmt das japanische RK wichtige Aufgaben im Katastrophenschutz war.

    Also, ich schließe mich deinem Spendenaufruf an, die Gründung einer eigenen Organisation und den Versuch von hier aus die Empfänger einzuschränken halte ich für wenig praktikabel und nicht wirklich sinnvoll - auch wenn es von dir sicher gut gemeint ist.
    Zuletzt geändert von Jens Flachmann; 18.03.2011, 08:29.

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    • Juergen Schmidt
      Full-Member
      • 04.04.2003
      • 2169

      #3
      AW: Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

      Hallo

      Als meine Frau und ich zum ersten Mal im Fernsehen die ZDF Telefonnummer (0137-363636) für Spendenorganisationen gesehen haben, haben wir spontan dort angerufen und gespendet.
      Natürlich ist auch bei mir und meinen Kollegen in der Firma Japan derzeit Gesprächsthema Nummer 1. Ich berichtete von der Telefonnummer etc. Für mich überraschend (hatte eigentlich gar nicht daran gedacht), entwickelte sich daraus aber eine sehr kontroverse Diskussion. U.a. auch wegen der Meldung, dass die japanische Zentralbank so mal von einer Minute auf die andere 50 Milliarden in die Märkte gepumpt hat um diese (und insbesondere die Börse) zu stabilisieren. Natürlich auch darüber, dass u.a. Helfer des THW quasi unverrichteter Dinge wieder nach Deutschland geschickt wurden. Hier stellte sich die Frage und wir kamen da zu keinem Konsens, Will / braucht Japan überhaupt unsere (finanzielle) Hilfe.

      Ein grübelnder

      Jürgen
      Liebe Grüße, immer gut Licht

      Jürgen

      http://www.b-j-naturfotografie.de

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      • Jens Flachmann
        Free-Member
        • 13.08.2004
        • 204

        #4
        AW: Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

        Zitat von Juergen Schmidt Beitrag anzeigen
        U.a. auch wegen der Meldung, dass die japanische Zentralbank so mal von einer Minute auf die andere 50 Milliarden in die Märkte gepumpt hat um diese (und insbesondere die Börse) zu stabilisieren.
        Wenn eine Notenbank Geld in den Markt "pumpt" bedeutet das nicht, dass der Staat Japan das Geld im engeren Sinne hat. Zentralbanken können über sog. geldpolitische Instrumente die Geldmenge, die im Umlauf ist, erhöhen. Das bedeutet nicht, dass das Geld - richtiger der Wert - irgendwo im Keller liegt. Auch die Notenbank eines Drittweltlandes kann problemlos die Geldmenge, die im Umlauf ist, erhöhen.

        Ziel der Maßnahmen in Japan ist, den Preis für Kredite zu reduzieren und das Kreditangebot auszuweiten. Damit soll die Investitions- und Konsumnachfrage und damit letztlich die Wirtschaftsentwicklung stabilisiert werden. Die Kehrseite einer Geldmengenerhöhung kann aber sein, dass mittelfristig die Preisniveaustabilität leidet (=Inflation). Das passiert immer dann, wenn vereinfacht dargestellt, die Menge der angebotenen Produkte und Dienstleistungen nicht in gleichem Umfang steigt, wie die Geldmenge wächst. Da hat wiederum unangenehme Konsequenzen (z. B. für Sparer, für abhängig Beschäftigte, für die Funktionsfähigkeit der Preisbildung an den Märkten). Also, es ist nicht so einfach...

        Eine andere Sache ist, wenn eine Notenbank am Devisenmarkt aktiv wird. Auch das hat die japanische Notenbank im Konzert mit allen anderen wichtigen Notenbanken (z. B. FED, EZB, Bank of England) getan. Hier hat man massiv Yen gegen Dollar und Euro verkauft. Dazu nutzen Notenbanken ihre Währungsreserven. Ziel ist hier gewesen, das Angebot des Yen im Markt zu erhöhen und damit den Preis zu drücken. Ein niedriger Yen-Preis bedeutet, dass man für Euro und Dollar viel Yen bekommt und damit leichter bzw. günstiger in Japan einkaufen kann (sehr vereinfacht ausgedrückt). Das soll die Exporte aus Japan stützen.

        Es führt jetzt hier zu weit, das alles im Details zu erklären.

        Grundsätzlich ist Japan natürlich ein sehr wohlhabendes Land, allerdings extrem hoch verschuldet - viel höher, als z. B. Deutschland. Mit so einer Katastrophe fertig zu werden, stellt allerdings jedes Land vor fast unvorstellbare finanzielle Herausforderungen.

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        • Benno Steuernagel-Gniffke
          Free-Member
          • 25.02.2006
          • 1842

          #5
          AW: Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

          Zitat von Jens Flachmann Beitrag anzeigen
          Grundsätzlich ist Japan natürlich ein sehr wohlhabendes Land, allerdings extrem hoch verschuldet - viel höher, als z. B. Deutschland.
          Bei der Verschuldung ist jedoch anzumerken, dass diese nur zum kleineren Teil gegenüber dem Ausland besteht, der größte Teil der Staatsverschuldung ist gegenüber den eigenen Bürgern. Nur als Beispiel: bei den Griechen ist das anders rum mit den bekannten Folgen.

          Kommentar

          • Panorama Kontor
            Free-Member
            • 18.09.2010
            • 2822

            #6
            AW: Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

            Ich denke auch nicht, dass die wirtschaftlichen Bemühungen und die den Finanzsektor stützenden Transaktionen etwas mit der Hilfe vor Ort zu tun haben oder ein Indiz dafür sind, wieviel Geld letztendlich bei dem Einzelnen an kommt.

            Die Idee, der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in der eigenen Stadt eine Spend zukommen zu lassen, halte ich für eine gute Alternative zu den großen Hilfsorganisationen. Hamburg ist Partnerstadt von Osaka und die Japanische Community richtet in jedem Jahr in Hamburg ein großartiges Kirschblütenfest aus.

            Ob jedoch diese Gesellschaften als gemeinnützig anerkannt sind und somit die erhaltenen Spenden nicht versteuern müssen, muss man zunächst klären. Sonst verdient der Deutsche Staat dann noch daran.

            Ich finde Hilfe am effizientesten, wenn der Empfänger diese auf direktem Wege erhält und nicht über den Umweg einer großen Organisation. Deshalb spende ich schon seit vielen Jahren nicht mehr an große Hilfsorganisationen sondern wenn, dann nur an private Initiativen. Zudem habe ich ein "Plan-Patenkind" in Kambodscha und weiß hier ebenfalls genau, wer von der Spende profitiert.

            Ich besitze noch immer mein T-Shirt aus IBM Zeiten in den 90ern mit dem Aufdruck "IBMer für Kinder in Tschernobyl". Das war eine Aktion von einer Gruppe von Menschen (IBM Mitarbeiter und IBM-Kunden), die direkt an eine Einrichtung für Kinder aus Tschernobyl ging und es Kindern ermöglichte aus dem verstrahlten Gebiet aus zu reisen.

            Warum können nicht Fotografen etwas für die Mitarbeiter von z.B. Canon und Nikon auf die Beine stellen?

            Aber da das Interesse hier so gering ist, gehe ich davon aus, dass ich anscheinend auf dem falschen Wege bin.

            Ich danke Euch für Eure Beiträge!

            Gruß,
            Andreas

            Kommentar

            • Jens Flachmann
              Free-Member
              • 13.08.2004
              • 204

              #7
              AW: Möglichkeit der Spende für Menschen in Japan

              Zitat von Benno Steuernagel-Gniffke Beitrag anzeigen
              Bei der Verschuldung ist jedoch anzumerken, dass diese nur zum kleineren Teil gegenüber dem Ausland besteht, der größte Teil der Staatsverschuldung ist gegenüber den eigenen Bürgern. Nur als Beispiel: bei den Griechen ist das anders rum mit den bekannten Folgen.
              Das stimmt im großen und ganzen, allerdings haben rund um die Welt auch viele Notenbanken, Investmentfonds und Versicherer Yen-Staatsanleihen in ihren Beständen.

              Für die aktuelle Situation ist es aber gar nicht entscheidend, ob die Verschuldung mehrheitlich gegenüber dem Ausland oder gegenüber den eigenen Bürgern und Unternehmen besteht. Würde Japan über längere Zeit zahlungsunfähig, hätte das Vermögens- und Einkommenseffekte für das In- und Ausland (Vermögensverlust / Einkommensverlust). Man stelle sich in diesem Zusammenhang einmal vor, der Bund könnte fällige Bundesschatzbriefe, Bundesfinanzierungsschätze und Bundesanleihen an die eigenen Bürger bzw. an deren Versicherungsunternehmen und Fonds nicht mehr oder nicht fristgerecht zurückzahlen.

              Die Staatsverschuldung Japans liegt aktuell bei rund 230 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Es wird spekuliert, dass sich die Staatsverschuldung aufgrund der Erdbeben-/ Tsunami-/ Nuklear-Katastrophe auf über 300 Prozent erhöhen könnte.

              Lange Rede, kurzer Sinn: Die ganz normalen Leute in den Katastrophengebieten können finanzielle Hilfe sehr gut gebrauchen.

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