Heute Abend war ich auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. Wen Weihnachtsmärkte interessieren, der sollte da hin, vor allem wenn Schnee liegt.
Ich bin hingefahren um Bilder zu machen, Weihnachtsfotos brauche ich beruflich mindestens einmal im Jahr. Dabei hatte ich meine Cam und mein treues Microdrive IBM 1 GByte.
Nach zwei Stunden hatte ich 169 Bilder zusammen, packte die Kamera ein und fuhr nach Hause. Erst im Büro begann ich zu grübeln: Laut Kamera reicht der Speicher für maximal 140 Bilder; da ich mit höheren ISO gearbeitet hatte, würden es wohl noch weniger sein.
Ich schaltete die Kamera ein und sah auf dem LCD, dass ich noch 49 Bilder frei hatte. Hatte ich mich nicht extra nochmal rückversichert, in RAW zu fotografieren?! Also Wiedergabe. Aha, die Fotos von gestern waren noch drauf, jedenfalls ihre Thumbnails. Die RAWs hatte ich ausgeschnitten, aber die Thumbs lagen offenbar noch rum und zählten als volle Bilder. Na egal, ich hatte meine Bilder, mein Speicher hatte gereicht, nächstes Mal etwas mehr überlegen, Chris!
Ich nahm das Microdrive aus der Kamera und legte es auf den Schreibtisch. Irgendwo hatte ich den Cardreader in meiner Tasche, aber das Kopieren könnte ich auch später noch nachholen.
Gegen elf, eigentlich wollte ich James Bond sehen, der um 22.40 beginnen sollte, war ich noch mal kurz draußen und sah, dass die Wolken recht schnell am fast-Vollmond vorbeizogen. Auch solche Bilder brauchte ich ab und an und womöglich für ein Projekt das näher lag als der nächste Vollmond, also zurück zum Schreibtisch, das Microdrive wieder in die Kamera und das 200er dran. Ein Probeschuss aus dem offenen Dachfenster. Auslösen.
Krieg ich mal ne Rückschau?!
Nein, Christian, heute nicht.
Gut, eben nicht. Aus und wieder an, der ewige Err02
Auslösen, nochmals. Rückschau?!
Nein!
Schreiben?!
Nein!
Irgendwas?! ????
Nein.
Ich schalte das Licht ein. ErrCF.
Karte raus und wieder rein. ErrCF.
Ausschalten, wieder ein. ErrCF.
Akkufach auf. ErrCF
Gut, eben nicht. Hast gewonnen, ich geh an den Rechner.
Karte rein. Nichts.
Einige Sekunden später: ah, ein Laufwerk G:, wie schön. Nur leider nicht EOS_DIGITAL, sondern, äm, naja. Vielleicht kyrillisch?
Ich sehe die Ordner durch. 27 kyrillische Ordner, irgendwann finde ich auch den DCIM, leider ist er leer.
Wieder ins Hauptverzeichnis. Da habe ich nun 110 GByte Speicherplatz. Das ist schon mal nett. Sehe mir die Dateien genauer an. Hmm, die älteste ist von 1983. 4. Juni, 22.48 - 2,43 Gbyte groß. Welcher Super-Rechner konnte 1983 diese Datei erstellen? Und wie komme nun ICH an sie? Und wie kommt sie auf meine 1-GByte-Karte? Da war Magie im Spiel, das fühlte ich, die UFOs kamen näher.
Und es wird noch dramatischer: die neueste ist vom 12.04.2104, dazwischen gibt es noch 2088, 2046, 2034, 2051, 2070, ... Wow, ihr könnt euch vorstellen, wie gerne ich die Dateien geöffnet hätte! Was werde ich wohl in 20 Jahren fotografieren, was in hundert? Leider habe ich nicht die Software, )B@- oder YÊE-Dateien zu öffnen, von den kyrillischen gar nicht zu sprechen. Wie auch, die Version Photoshop YÊE wird ja auch erst 2103 erscheinen. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich auch in hundert Jahren noch fotografiere. Und bei 110 GByte Dateigröße in RAW könnt ihr euch, bei den 2104er Kompressionsverfahren, schon mal die Mega-, äm, Gigapixel der neuen 1D Mark IXV ausrechnen!
Doch gut, ich brauche die Bilder von heute und ich brauche sie jetzt. Also ein FileRecovery-Programm bemührt. Mmh, hier gibt es ein Laufwerk G:, das EOS_DIGITAL heißt. In zehn Minuten würde ich meine Bilder haben, glaubte ich. Danach Karte formatieren und auf zum Mond(-Fotografieren).
Doch nein. Alle Ordner einschließlich meines ersehnten DCIM waren leer. Suche nach verlorenen Daten. Dauert 13 Minuten. Ich hole mir Pfannkuchen aus der Küche, Zucker beruhigt.
190 Dateien gefunden. Hmm, rein rechnerisch ist also jedes Bild noch da. Einfach mal bitte den ganzen Klumpen auf die Systemplatte speichern, ja. Machst du das? Bittebitte.
1299 min würde das Speichern dauern. Wie viele Pfannkuchen sind nochmal da?
Ah, nach Minute 6 werde ich unterbrochen, eine Rechtsverletzung liegt vor beim Kopieren. Jaja, nur keine illegalen Kopien, das wissen auch die Außerirdischen. Doch ich erlaube es euch ja. Also mach hin!
Nichts geht mehr, Neustart der Software, die ganze Auslese-Prozedur von vorn. Eine halbe Stunde sitze ich an diesem Mist.
Dann noch einmal, die ersten zehn Bilder kann ich kopieren. Leider sind es nicht die erhofften Einblicke in meine ferne Zukunft, sondern alter Datenschrott von einem Shooting vor zwei Monaten. TIFs und JPEGs, obwohl ich bei dem Projekt ausschließlich RAWs aufgenommen hab. Die TIFFs sind nicht lesbar und die JPEGs die kleinen Miniaturen fürn Monitor der Cam, von meinem Weihnachtsmarkt ist nichts mehr zu sehen.
Erneut Absturz, ich werde wütend. Es ist zwei nach zwölf. Neustart. Ich gehe zu Pfeffernüssen über, die haben mehr Kalorien. Schalte während des erneuten Wartens nun doch Moonraker ein, eine leicht bekleidete Dame läuft durch einen englischen Sommerwald. Wie schön, als noch auf Film gearbeitet wurde und wie schön wenn Sommer ist. Noch eine Pfeffernuss.
Nach dem Neustart komme ich an zwei Verzeichnisse, die meine RAWs enthalten. Ich speichere sie, das dauert fast eine Stunde. Öffnen aus Photoshop. 16 von 111 Bildern sind lesbar. Wie schön.
Die RAWs an sich sind aber, rein äußerlich, vorhanden und gesichert. Eine kleine Hoffnung ist C1Pro oder der Canon RAW-Konverter.
Ich formatiere den Microdrive, es ist viertel nach eins.
Wieder nach oben und die Karte in die Kamera. ErrCF. Formatieren in der Kamera. Ich bekomme 141 Bilder und alles ist in Ordnung. Auslösen, Vorschau, Schreiben. Wie schön dass alle Wolken längst weg sind.
Und was wird aus meinem Weihnachtsmarkt? Ich habe keine, gar keine Lust, nochmals hinzufahren und auch keine Gelegenheit mehr. Eine leise Hoffnung auf Montag, wenn ich die Canon- und C1-Software installieren und es damit versuchen kann. Oder hat jemand ne Alternative?
Ja, das war wieder ein schöner Samstag, jederzeit wieder und immer mit dem Kopf voraus!
Ich bin hingefahren um Bilder zu machen, Weihnachtsfotos brauche ich beruflich mindestens einmal im Jahr. Dabei hatte ich meine Cam und mein treues Microdrive IBM 1 GByte.
Nach zwei Stunden hatte ich 169 Bilder zusammen, packte die Kamera ein und fuhr nach Hause. Erst im Büro begann ich zu grübeln: Laut Kamera reicht der Speicher für maximal 140 Bilder; da ich mit höheren ISO gearbeitet hatte, würden es wohl noch weniger sein.
Ich schaltete die Kamera ein und sah auf dem LCD, dass ich noch 49 Bilder frei hatte. Hatte ich mich nicht extra nochmal rückversichert, in RAW zu fotografieren?! Also Wiedergabe. Aha, die Fotos von gestern waren noch drauf, jedenfalls ihre Thumbnails. Die RAWs hatte ich ausgeschnitten, aber die Thumbs lagen offenbar noch rum und zählten als volle Bilder. Na egal, ich hatte meine Bilder, mein Speicher hatte gereicht, nächstes Mal etwas mehr überlegen, Chris!
Ich nahm das Microdrive aus der Kamera und legte es auf den Schreibtisch. Irgendwo hatte ich den Cardreader in meiner Tasche, aber das Kopieren könnte ich auch später noch nachholen.
Gegen elf, eigentlich wollte ich James Bond sehen, der um 22.40 beginnen sollte, war ich noch mal kurz draußen und sah, dass die Wolken recht schnell am fast-Vollmond vorbeizogen. Auch solche Bilder brauchte ich ab und an und womöglich für ein Projekt das näher lag als der nächste Vollmond, also zurück zum Schreibtisch, das Microdrive wieder in die Kamera und das 200er dran. Ein Probeschuss aus dem offenen Dachfenster. Auslösen.
Krieg ich mal ne Rückschau?!
Nein, Christian, heute nicht.
Gut, eben nicht. Aus und wieder an, der ewige Err02
Auslösen, nochmals. Rückschau?!
Nein!
Schreiben?!
Nein!
Irgendwas?! ????
Nein.
Ich schalte das Licht ein. ErrCF.
Karte raus und wieder rein. ErrCF.
Ausschalten, wieder ein. ErrCF.
Akkufach auf. ErrCF
Gut, eben nicht. Hast gewonnen, ich geh an den Rechner.
Karte rein. Nichts.
Einige Sekunden später: ah, ein Laufwerk G:, wie schön. Nur leider nicht EOS_DIGITAL, sondern, äm, naja. Vielleicht kyrillisch?
Ich sehe die Ordner durch. 27 kyrillische Ordner, irgendwann finde ich auch den DCIM, leider ist er leer.
Wieder ins Hauptverzeichnis. Da habe ich nun 110 GByte Speicherplatz. Das ist schon mal nett. Sehe mir die Dateien genauer an. Hmm, die älteste ist von 1983. 4. Juni, 22.48 - 2,43 Gbyte groß. Welcher Super-Rechner konnte 1983 diese Datei erstellen? Und wie komme nun ICH an sie? Und wie kommt sie auf meine 1-GByte-Karte? Da war Magie im Spiel, das fühlte ich, die UFOs kamen näher.
Und es wird noch dramatischer: die neueste ist vom 12.04.2104, dazwischen gibt es noch 2088, 2046, 2034, 2051, 2070, ... Wow, ihr könnt euch vorstellen, wie gerne ich die Dateien geöffnet hätte! Was werde ich wohl in 20 Jahren fotografieren, was in hundert? Leider habe ich nicht die Software, )B@- oder YÊE-Dateien zu öffnen, von den kyrillischen gar nicht zu sprechen. Wie auch, die Version Photoshop YÊE wird ja auch erst 2103 erscheinen. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich auch in hundert Jahren noch fotografiere. Und bei 110 GByte Dateigröße in RAW könnt ihr euch, bei den 2104er Kompressionsverfahren, schon mal die Mega-, äm, Gigapixel der neuen 1D Mark IXV ausrechnen!
Doch gut, ich brauche die Bilder von heute und ich brauche sie jetzt. Also ein FileRecovery-Programm bemührt. Mmh, hier gibt es ein Laufwerk G:, das EOS_DIGITAL heißt. In zehn Minuten würde ich meine Bilder haben, glaubte ich. Danach Karte formatieren und auf zum Mond(-Fotografieren).
Doch nein. Alle Ordner einschließlich meines ersehnten DCIM waren leer. Suche nach verlorenen Daten. Dauert 13 Minuten. Ich hole mir Pfannkuchen aus der Küche, Zucker beruhigt.
190 Dateien gefunden. Hmm, rein rechnerisch ist also jedes Bild noch da. Einfach mal bitte den ganzen Klumpen auf die Systemplatte speichern, ja. Machst du das? Bittebitte.
1299 min würde das Speichern dauern. Wie viele Pfannkuchen sind nochmal da?
Ah, nach Minute 6 werde ich unterbrochen, eine Rechtsverletzung liegt vor beim Kopieren. Jaja, nur keine illegalen Kopien, das wissen auch die Außerirdischen. Doch ich erlaube es euch ja. Also mach hin!
Nichts geht mehr, Neustart der Software, die ganze Auslese-Prozedur von vorn. Eine halbe Stunde sitze ich an diesem Mist.
Dann noch einmal, die ersten zehn Bilder kann ich kopieren. Leider sind es nicht die erhofften Einblicke in meine ferne Zukunft, sondern alter Datenschrott von einem Shooting vor zwei Monaten. TIFs und JPEGs, obwohl ich bei dem Projekt ausschließlich RAWs aufgenommen hab. Die TIFFs sind nicht lesbar und die JPEGs die kleinen Miniaturen fürn Monitor der Cam, von meinem Weihnachtsmarkt ist nichts mehr zu sehen.
Erneut Absturz, ich werde wütend. Es ist zwei nach zwölf. Neustart. Ich gehe zu Pfeffernüssen über, die haben mehr Kalorien. Schalte während des erneuten Wartens nun doch Moonraker ein, eine leicht bekleidete Dame läuft durch einen englischen Sommerwald. Wie schön, als noch auf Film gearbeitet wurde und wie schön wenn Sommer ist. Noch eine Pfeffernuss.
Nach dem Neustart komme ich an zwei Verzeichnisse, die meine RAWs enthalten. Ich speichere sie, das dauert fast eine Stunde. Öffnen aus Photoshop. 16 von 111 Bildern sind lesbar. Wie schön.
Die RAWs an sich sind aber, rein äußerlich, vorhanden und gesichert. Eine kleine Hoffnung ist C1Pro oder der Canon RAW-Konverter.
Ich formatiere den Microdrive, es ist viertel nach eins.
Wieder nach oben und die Karte in die Kamera. ErrCF. Formatieren in der Kamera. Ich bekomme 141 Bilder und alles ist in Ordnung. Auslösen, Vorschau, Schreiben. Wie schön dass alle Wolken längst weg sind.
Und was wird aus meinem Weihnachtsmarkt? Ich habe keine, gar keine Lust, nochmals hinzufahren und auch keine Gelegenheit mehr. Eine leise Hoffnung auf Montag, wenn ich die Canon- und C1-Software installieren und es damit versuchen kann. Oder hat jemand ne Alternative?
Ja, das war wieder ein schöner Samstag, jederzeit wieder und immer mit dem Kopf voraus!
Kommentar